Geschichtlicher Hintergrund

1914

Im 19. Jahrhundert war, nebem dem Getreideanbau, die Viehwirtschaft der vorrangige Erwerbszweig, da das Dinklager Becken mit den vielen Bächen, nassen Wiesen und Weiden kaum Möglichkeiten für den Getreideanbau bot.


Zeichnung Heinrich Hartong

Auf den kargen Gest- und Heideböden wurde Plaggenwirtschaft betrieben. Auf nur wenigen Äckern in der Nähe von Hofstellen, den sogenannten Eschäckern, wurden vor allem Roggen und Hafer angebaut. Die restlichen Flächen dienten der Gewinnung von Plaggen und als Weideflächen für das Vieh.

Die Plaggen wurden, gemischt mit Tierdung und Hausabfällen, als Dünger auf die Eschäcker gebracht. Die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen in Dinklage bestanden damals nur zu ca. 25 % aus Eschäckern, zu ca. 30 % aus Wiesen und Weiden, zu ca. 40 % aus Heideflächen und zu ca. 5 % aus Wald. Die Erträge auf den Eschäckern betrugen trotz Plaggendüngung nur ca. 25 % der heutigen Erträge. Die Plaggenwirtschaft dauerte bis Ende des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts, als Kunstdünger zum Einsatz kam.

Als die Schweger Mühle 1848/49 gebaut wurde, gab es in Dinklage nur die Gräfliche Wassermühle und die Holthausmühle. Die Mühlen waren sogenannte Bannmühlen. Die Bauern im Großherzogtum Oldenburg waren bis zur Aufhebung des Mühlenzwangs  verpflichtet, hier ihr Getreide mahlen zu lassen.
Ab 1852 wurden in Dinklage noch 7 weitere Mühlen errichtet. Dadurch verschärfte sich die Konkurrenzsituation für die Mühlen deutlich.

Die Größe der Schweger Mühle läßt darauf schließen, dass hier von Anfang an nicht nur Lohnmüllerei betrieben werden sollte. Die für Schwege und die Dinklager Verhältnisse um 1850 ungewöhnlich große Windmühle besaß zwei Schrotmahlgänge, einen Pellgang und einen Feinmehlmahlgang. Die Lohnmüllerei für das Getreide der umliegenden Bauern hätte in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Existenzgrundlage für eine Familie nicht ausgereicht.

Der Pächter Wehebrink baute daher neben der Lohnmüllerei zur ständigen Auslastung der Mühle einen Getreidehandel auf. Das Getreide wurde aufgekauft, auf Kornböden gelagert und später verarbeitet oder vermarktet.
Ein weiterer naheliegender Geschäftsbereich war dann der Bau eines Backhauses und das Backen von Brot mit selbstgemahlenem Mehl.

Ab Ende des 19. Jahrhunderts änderten sich die Rahmenbedingungen für die Müller. Es kamen kompakte Dampfmaschinen, später Verbrennungsmotoren und mit zunehmender Elektrifizierung auch Elektromotoren auf den Markt und erlaubten ein windunabhängiges Mahlen.